Eine Frau betritt den Raum, und der Raum bekommt Flügel.
Schön ist sie. Nicht nur, weil dieses ungebrochene Strahlen von ihr ausgeht: Jeannine Platz. Ein zartes, elfenartiges Wesen. Ein seltener Schmetterling in schillerndsten Farben. Ihr Rapunzelhaar trägt sie heut' offen.
Wir stehen in ihrer Schöpferzentrale und trinken Tee in ihrem Hinterhof-Atelier in Ottensen. So zerbrechlich sie äußerlich wirkt, so gleichzeitig auch stark, erfahren, souverän. Die Themen, die sie schultert, sind groß – behandeln diese unbändige Sehnsucht - das Sehnen und die Sucht … nach Meer, fernen Reisen auf Containerschiffen, Freiheit und Liebe für grenzenlose Weite, Horizonte und Unendlichkeit. Sie, die Kosmopolitin, die bereits die halbe Welt bereiste und vom Bug vieler Schiffe Sonnenuntergänge, die Gischt und brechenden Wellen malte; oder hinter Fenstern von Luxus-Suiten die Skyline zur 'blauen Stunde.'
Ihr Zuhause ist der Sand zwischen den Zehen und das Salzwasser im Gesicht. Ihre Leidenschaften sind der Aufbruch und die Wiederkehr.
Fast akrobatisch schwebt sie tänzerisch durchs Atelier, zeigt auf Kalligraphien für die Creme de la Creme der Modebranche und zählt Weltkonzerne auf. Ihre Kunden wollen Noblesse, und die obliged: Hermes, Lagerfeld, Chanel, Berenberg …. „Wenn ich arbeite, berühren mich die Dinge, die ich bemale oder beschrifte. Mögen auch meine Kunden diese Energie spüren, mit denen ich alles entwerfe. Möge jeder Kunde stets versinken in meinen Bildern und das Glück, das ich im Prozess des Entstehens empfand, auf sie übergehen.
Es riecht nach Farbe, Leinwand, Fernweh und dem, was ich auf ihren großformatigen Bildern sehe. Wenn sie die Feder in die Tinte taucht oder die Finger in die Farbe und das Meer bereits in ihr tobe. Mal braust es auf, mal schäumt es über, und dann … ist es fast wie erstarrt und glänzt nur leise vor sich hin.
Jeannine (für mich stets 'Jeannie') ist der Inbegriff von Glück und Zufriedenheit, weil sie schon immer tat, was sie erfüllte. Weil sie den Ruf ihrer Seele vernahm: ein tägliches Bad in Farbe oder das Tauchen am anderen Ende der Weltkugel.
Aufgewachsen eher kleinbürgerlich, im Geiste eng, fließt durch ihre Gene das Künstlerblut des Urgroßvaters, der alles andere als ein brotloser Maler gewesen sei.
Ihre Bekanntheit hat sie nicht verändert - Arroganz ist bei ihr fehl am Platz. Nie verliert sie Augenhöhe zu Menschen jeglicher Couleur. Sie unterscheidet Menschen nur nach den Werten Liebe, Authentizität, Lebensfreude und Neidlosigkeit.
Wie sehr es zu ihr passt, was sie erzählt. Mich berührte sie bereits vor vielen Jahren, als ich ihr zum ersten Mal (irgendwo) begegnete.
Die Künstlerin und Mami (2 Töchter) genießt die Gesellschaft gleichermaßen wie ihr Einzelgänger-Dasein. Abzuschalten im Alleinsein, geerdet durch ihre Arbeit bei Musik von Welt, eintauchend in Tinte, bevor sie wieder auftaucht, weil der nächste Auftritt vor Menschenmassen ansteht. Liebe spiegelt sich in ihrem Zuhause – Dynamik trifft auf offene Räume, auf Wände, die sie immer wieder neu kreiert. Wechselbilder voll Blattgold, Tafelfarbe, Öl und Poesie auf nacktem Beton sowie schwere Bildbände auf alten Holzbrettern bis zur Decke.
Wer sie nicht im Atelier besuchen kann, findet den Geist dieser Ausnahme-Künstlerin in Galerien, ihren eigenen Büchern, auf allen sozialen Kanälen und sogar an einer Mauer in Övelgönne. Hier, wo Menschen in Scharen anreisen, um sich vor der mit von ihr Begriffen tätowierten Wand ablichten zu lassen... oder zu küssen, denn längst ist diese Mauer zum Wallfahrtsort für Hochzeitsfotografen und Liebespaaren geworden.
Sie selbst komme auch jede Woche an diesen Wort, lehnt sich gegen die Mauer, vertieft sich verträumt in die Lichterkette des Hafens mit seinen Schiffen und Kränen. Ob am Tage oder in der Nacht, wenn es sie überkommt, taucht sie ein und unter – mitten in der Elbe und verbindet sich mit ihrem Element, dem Wasser, und sieht sich bereits auf ihrer nächsten Reise übers Meer. Die Meere – sie werden auf sie warten, genau wie eines Tages vielleicht eine Wanderausstellung über ihr spannendes Leben, dem Sammelsurium an Geschichten und Abenteuern.
Und auch wenn sie erst vor rund 2 Jahrzehnten in die malerische See gestochen ist, (Anm.: in ihr steckt auch 'ne Schauspielerin, Werberin und Regisseurin) ist ihr Name in Hamburg Programm. Die Fußabdrücke, die sie eines Tages der Welt hinterlassen wird, verwehen nicht.
Jeannine Platz... mich beeindruckt ihre Strahlkraft, Anmut, Leichtigkeit und Ehrlichkeit, imponiert mir ihre Aura und das freudige Herz. Es sprudelt nur so aus ihr raus, und jedes Wort serviert sie dir mit einem Lächeln. Sie will mitteilen und teilen, aber noch mehr will sie berühren.
Als unser Teekännchen geleert ist, verlasse ich gefüllt das Atelier und bin stolz, zu ihrem 'inner circle' zu gehören. Stolz, vor Jahren auf Wunsch eine Laudatio bei einer Ausstellung im „The Westin“-Hotel auf sie gehalten zu haben.
Es gibt so Vieles von ihr zu berichten, über sie zu schreiben, und doch kann ich unmöglich alles wiedergeben, was ihre Welt so bunt und vielschichtig macht. So unkonventionell und eigen. Wer mag, den nimmt sie HIER nun weiter mit auf ihre Reisen. In ihre fernen Welten.