Ein Vater. Ein Fotograf. Ein Texter. Ein Studierter. Ein Herausgeber. Entspannt und souverän sitzt er vor mir, der Gründer vom neuen „Harburger Blatt“.

 

Er schmeißt Kaffee und Franzbrötchen in die Runde, und ich kippe meine Fragen hinterher.

 

Ein Mann, der tief verwurzelt ist, für mich schon fast - wenn nicht vom Alter her – ein Urgestein von Harburg, meiner alten Heimat. Viele gingen irgendwann weg, packten Kind und Kegel ein und stellten ihre Zelte auf der anderen Seite der Elbbrücken auf. Nicht er. Er blieb und schrieb, u.a. für die „Harburger Anzeigen und Nachrichten“. Dann war es vorbei.

 

Jahrzehnte voller Geschichten selbst nun ein Teil von Harburgs Geschichte. Ein Freak sei er gewesen, aber einer vom Fach und mit Anspruch und Intellekt, warum man ihm die Seriösität trotz langer Matte auch nicht absprechen konnte. Jung Papa geworden und früh allein erziehend gewesen. Basketballer wollte er werden, brach unfreiwillig sein Sportstudium ab, womit er sich ein Stück des „Lebens beraubt“ fühlte.

 

Er fuhr LKW und schaffte den Sprung zum Schreibenden als freier Texter für die Feuilletons. Klar wollte auch er mal Schriftsteller werden, weil er immer zu allem seinen Senf geben musste! Die Kamera benutzt er, „um die Gegenwart zu konservieren“. Er verwurzelte sich bei den „Harburger Anzeigen und Nachrichten“, schrieb und knipste 10 Jahre lange fürs Hamburger Abendblatt, das heute von seinem Freund und Patenonkel seiner Tochter, Lars Haider, herausgegeben wird. Irgendwann verlor Harburg seine Nachrichtenzeitung, es wurde still um die Berichterstattung aus der kleinen Vorstadt, doch die Menschen in ihr wurden laut auf ihrem Abstellgleis – gab es doch so viel noch zu berichten!

 

 

Viele träumen davon, ein eigenes Buch zu schreiben, doch eine eigene Zeitung in einer Zeit, in der die Menschen immer weniger Papier in die Hand nehmen, dazu gehört Mut. Aber Erfolg wird genau daraus gemacht, gepaart mit Visionen und der Unterstützung eines ganzen Ortes. Die ersten Ausgaben sind gedruckt, die Ausgaben erinnerten am Anfang an eine Schülerzeitung für Erwachsene – womit Peter Noßek klar kommt, weil er immer noch der große Junge ist, der sich daran erfreut, Nüchternheit gegen ungezwungene Auftritte zu tauschen. Noßek will sie haben, die Geschichten hinter den zugezogenen Gardinen in Häusern, die niemand von innen sehen will. Er mischt sich unters Volk, er mischt sich ein und lässt auch mitmischen, nämlich jene Bewohner, die nach einer eigenen Zeitung fragen. Und sind es nicht mehr die aktuellen Tagesmeldungen wie einst, dann immerhin die Nachlässe von Harburgern, die geblieben sind und sich an Harburg erinnern, wie es einmal war. Bevor die Euroshops wie in Gruppenorgien nach neuen Freiern in der Zone lauerten.

 

Das Harburger Blatt – ich wünsche mir, dass Noßek es schafft, allein schon deshalb, weil es immer noch Menschen gibt, die den Geruch von frisch gedrucktem Papier lieben, bevor sie sich durch Geschichten blättern, die man am liebsten herausreißen und an den Kühlschrank pinnen möchte!

 

Harburger-blatt.de